Samstag, 31. Dezember 2016

Erstmals Vietnam (2007), die Entdeckung der Liebenswürdigkeit



Von allen Nationen und Kulturen, zu denen ich gereist bin, habe ich die Vietnamesen - von jung bis alt, von gut situiert bis bettelarm - als die weltweit liebenswürdigsten und aufgeschlossensten, die wissensdurstigsten und hilfsbereitesten Menschen erlebt. Und das - auf allen 5 Reisen zwischen 2007 und 2010 - sogar in Touristenzentren wie Saigon und Vũng Tàu, Hanoi und Lào Cai. Kleine Ausnahmen bestätigen die Regel.

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Abflug, 18.1.2007, 19:25 Uhr ab Berlin > Frankfurt > Ho-Chi-Minh-City.

Spiegel-Online am


Orkan "Kyrill" wütet über Deutschland. 

Flüge sind gestrichen, Autobahnen gesperrt, der Bahnverkehr ist in ganz Deutschland gestoppt: Sturmtief "Kyrill" tobt mit Tempo 190 über Deutschland. Mehrere Menschen starben, Zehntausende sitzen fest. Vielerorts ist der Strom ausgefallen. In Berlin rief die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus.

Die Reise begann einen Tag später - via Bangkok ...



Der Suvarnabhumi International Airport in Bangkok wurde am 28. September 2006 eröffnet.
Vier Monate später konnte ich das megamoderne Bauwerk bestaunen.






Mein erstes Vietnam-Abenteuer:

Berlin - Bangkok - Ho Chi Minh City Thành phố Hồ Chí Minh (das ehemalige Saigon) >
Tagesausflug zur Tây Ninh Holy See Kirche und  zu den Tunneln von Củ Chi >
mehrtägiger Ausflug nach Cần Thơ, zum schwimmenden Markt von Cai Rang, dem Markt von Vinh Long und zu einer Fahrrad-Tour auf der Obstgarten-Insel An Binh im Mekong

Flug von Ho Chi Minh City in die alte Kaiserstadt Hué > mit dem Moped nach Thuận An und Vinh Hiền >
mit dem normalen Bus unterm (!) Wolkenpass durch nach Danang

Flug von Hué über Ho Chi Minh City zur Insel Phu Quoc (7 Tage am weltfernen Ong Lang Beach) >
Erneut 7 Tage in Ho Chi Minh City


Ein Schauspiel, das man in allen Zentren Vietnams bestaunen kann: Feierabend am Ngã năm Cống Quỳnh Platz beim Thai Binh Market. Der Kreuzungsverkehr, ein chaotisch scheinendes Knäuel, das sich auf schier unerklärliche, fantastische Weise von Minute zu Minute immer wieder ganz von selbst entwirrt.









Typischer Motorroller-Parkplatz



Der Ben Thanh Market am Chợ Bến Thành, direkt neben dem Saigoner Touristenrummel, und trotzdem (noch) kaum vom Tourismus beeinflußt. Die Dame im 3. Bild hat mir mehrmals mein 'Mittagessen' bereitet: Blitzschnell herumwirbelnd schälte sie die Ananas und zerteilte sie in mundgerechte Stücke.







Chợ Bến Thành, eine typische Geschäfts- und Wohnstraße im Zentrum, mit ihren sehr schmalen Häusern, die sich allerdings in die Tiefe erstrecken.


 
Der Wiedervereinigungspalast Dinh Độc Lập. Von 1955 bis 1975 Unabhängigkeitspalast. Das Gebäude war Residenz und Arbeitsplatz des Präsidenten (Diktators) Ngô Đình Diệm von Südvietnam (1963 vom eigenen Militär ermordet). Während des Vietnamkrieges (1967-1975) wohnte und arbeitete dort der südvietnamesische General Nguyễn Văn Thiệu.

Am 30. April 1975, um 10 Uhr 45, durchbrach ein nordvietnamesischer Panzer die Tore des Palastes. Das markiert das Ende des 20jährigen Krieges (von 1955 bis 1. Mai 1975). 

Im November 1975 wurde der Palast in Wiedervereinigungspalast umbenannt, sein Vorkriegszustand blieb unverändert. Heute ist er als National Cultural and Historical Relic ein Museum.




Hubschrauber auf dem Palastdach. 'Eroberungspanzer' im Garten.



In Vietnam leben geschätzte 1,2 Millionen "Auslands-Chinesen" (vietnamesisch Hoa). Die Mehrzahl von ihnen sind Nachfahren von Einwanderern, die 1644, nach dem Zusammenbruch der Ming-Dynastie, ins Land kamen. Überall im Land findet man ihre Tempel, hier die Thien Hau Pagode, in Cholon, dem Chinatown von Saigon.







Typisches Saigon-Fotomotiv: Das ehemalige Rathaus von Saigon, das "Hôtel de Ville", in der Nguyen Hue, ein 1906 im pompösen französischen Kolonialstil errichteter Bau, davor die Statue von Hồ Chí Minh

1976 wurde die Stadt nach "Onkel Hồ" (1890-1969) umbenannt, nachdem Nord- und Südvietnam wiedervereinigt waren. Allerdings ist der Name 'Saigon' nicht aus dem vietnamesischen Sprachschatz verschwunden. Repräsentierte das Gebäude einst koloniale Macht, ist es heute Sitz des Volkskommitees von Saigon und für Touristen nicht zugänglich..




Ho-Chi-Minh-Stadt liegt auf dem rechten Ufer des Saigon-Flusses, der hier eher als gräuliche Brühe träge dem Südchinesischen Meer entgegenschwappt.


Immer mehr internationale Hotels in Vietnam werden mit ausländischem Kapital hochgezogen ... und verdrängen mit Macht die zahllosen, mit viel Liebe und einzigartigem Engagement geführten, kleinen familienbetriebenen Hotels und Gästehäuser. 

Die Touristen-Zahlen sind seit Mitte der 1990er Jahre stets steigend. Bis heute kommen die meisten Besucher aus dem Nachbarland China. 1996 zählte das Statistikamt 1,6 Millionen, 2010 wurde erstmals die Fünf-Millionen-Marke überschritten*. Nach einer Prognose von 2010 des World Travel and Tourism Council (WTTC) sollte das Reiseziel Vietnam bis 2016 zu den Top Ten der Haupttouristendestinationen weltweit gehören. 

Trotzdem: NOCH ist Vietnam ein Land für Entdecker!

* Zum Vergleich: Allein die "kleine" Stadt Barcelona hatte im Jahr 2012 7,5 Millionen Touristen.


Auch das ist ein typisches Saigon-Bild. In der Millionenstadt schwankt das Thermometer tagsüber zwischen 32 und 35 Grad, nachts zwischen 21 und 25 Grad. Es ist heiß, feucht und schwül. Also lebt man, plaudert, ißt und arbeitet bevorzugt auf der Straße. 

Auch in so einem Viertel lächeln die Einheimischen dem neugierigen Fremden entgegen (ohne eine Spur von Aufdringlichkeit!), grüßen, posieren wahnsinnig gerne für ein Foto, versuchen ihre Englischkenntnisse anzuwenden, und mir ist es auf meinen Vietnam-Reisen immer wieder mal passiert, dass ich (auch in so einer Straße) spontan zu einem Glas Wasser oder einem Kaffee eingeladen wurde.







Prozessions-Leichenwagen


Leichenzug durch Saigon.





Geschmückt zum Chinesischen Neujahrsfest (Frühlingsfest), das die Vietnamesen (jeweils einen Tag früher beginnend) als Tết (Tết Nguyên Đán) feiern. 

Auf dem riesigen, teilweise parkähnlichen Platz zwischen den Parallelstraßen Lê Lai und Phạm Ngũ Lão wird vor dem Neujahrstag (17.2.2007) ein Meer von Blumentöpfen aufgebaut, denn zu den zahlreichen Festtags-Traditionen gehört auch die, die Wohnung zu reinigen und mit Blumen zu schmücken.









Auch so ein typisches Saigon-Touristenmotiv, die von den französischen Kolonialherren erbaute Kirche Notre-Dame, fertiggestellt 1880. Man muß sich das einmal vorstellen: Alle Baumaterialien - von Zement, über Eisen und Stahl, bis zu den Marseilles Ziegeln und jede einzelne Schraube - wurden aus Frankreich herangeschafft.

Die französische Kolonialherrschaft in Vietnam (dazu gehörten dann auch Kambodscha, Laos und zeitweise das chinesische Tonkin) begann 1858. Erst mit Ende des Indochinakriegs, der 92.000 französischen Militärs (Fremdenlegionäre!) das Leben kostete, mit der Niederlage bei der Schlacht um Điện Biên Phủ, genau gesagt mit der Indochinakonferenz 1954, endete die französische Kolonialherrschaft in Vietnam endgültig.


2006/2007 galt Miss Loi's Guesthouse als Saigons angesagtestes Gästehaus = Backpacker-Hotel ... Lonely Planet schrieb damals: "... was the first hotel to appear here, and is probably still the best".

Ein Doppelbett-Zimmer mit Ventilator, TV, Kühlschrank, Bad/Dusche und Frühstück kostete schlappe 10 US-Dollar. Miss Loi persönlich und viele fleißige junge Mädchen sorgten rund um die Uhr für das Wohlbefinden der zahlreichen Gäste aus aller Welt (meist ausgebucht!), für frische Wäsche, optimale Sauberkeit, viel Aufmerksamkeit und noch mehr Freundlichkeit. Das 8-stöckige Gästehaus liegt in einer kleinen stillen Seitengasse in einer ruhigen Wohngegend. 

Einige Zimmer wurden seither komfortaler ausgestattet, der Zimmerpreis liegt aber immer noch um die 12-16 US-Dollar. Haufenweis positive und begeisterte Bewertungen der Gäste sprechen Bände. Hier mein Zimmer am Anfang und mein Zimmer am Ende dieser Vietnamreise ... und Ausblicke aus ersterem.




Blick auf das Stadtviertel Tay Ba Lo, im Bezirk 1



 
Vietnam (2) - Zum heiligen Stuhl der Cao Dai und die Schrecken des Vietnamkriegs > die Tunnel von Củ Chi
 
Vietnam (3) im Mekong Delta > Cai Be, Vingh Long, Can Tho und der "schwimmende Markt" von Cai Rang"
 
Vietnam (4), Huế, die Zitadelle und mit dem Moped durch den A LPhú Vang District und zum 'Grab der Bescheidenheit'
 
Vietnam (5), von Huế - unterm Wolkenpass durch den Hai-Van-Tunnel - nach Đà Nẵng
 
Vietnam (6), die Insel Phú Quốc. 2007 war der Ong Lang Beach noch eine wahrhaft paradiesische Idylle.

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